Achtung: Wer zu viel Nordseewasser trinkt, bekommt eine Fischleber!
Was schwimmt denn da aktuell 2025 in der Nordsee?
NEUES AUS DER FISCHBEOBACHTUNGSSTATION FÖHR
Alles auf eigene Gefahr, denn überall kann Fisch oder Krustentier enthalten sein. Im Notfall bitten Sie Ihren Fischhändler, Koch oder Künstler um Erläuterung. Grundsätzlich Neues und Altes aus der Welt unter und ober der Wasseroberfläche des Weltnaturerbes Wattenmeer.
Das Frühjahr scheint vorbei, die Sonnenstrahlen lachen und das Nordseewasser suggeriert sinnbildlich friesische Karibik. Erste Bundesländer haben Ferien. Und da tauchen sie auch schon wieder auf.
JA, SIE TAUCHEN WIEDER VERMEHRT AUF!
Auf den ersten Blick wirken sie menschlich und doch schlummern in vielen unserer Artgenossen rund um die Insel unter und über dem Wasser wilde Tiere. Seit einigen Wochen sind wieder possierliche Gesell:Innen vermehrt auch auf der Insel Föhr zu beobachten. Ähnlichkeit mit Einheimischen/Gästen/Touristen, oder mit mir selbst, sind rein zufällig und nicht gewollt – aber durchaus denkbar!
Die Anorak- oder Poncho Flunder. Tritt meistens paarweise im Regen auf. Grau-blau mehlierte Außenhaut versucht die Feuchtigkeit eines trüben und regnerischen Nordseetages fernzuhalten. Ihr Mann führt sie liebevoll an der Hand. Sie steht gerne paarweise vor Schaufenstern mit touristischem Tand- und Klimmer. Ladenbesitzer sind sie eine Freude beim Einkauf – aber ohne Poncho. Der Laden und die Auslagen müssen nach dem spontanen Überfall bei Regen nämlich immer öfter trockengelegt werden. Bei einige Läden signalisieren Aufkleber „Bitte Fahrräder draußen lassen!“ teilweise auch schon „no poncho“. Ist das nicht diskriminierend? Nein, natürlich nicht. Zumindest aus der Sicht der Ladenbesitzer. Der soll sich doch nicht so anstellen. Ich bin der Kundin, auch wenn ich nichts kaufe! Vielleicht als Backfisch im Teigmantel geeignet.
Die Smartphone-Quappe (auch Handyfisch genannt!) genannt - Mehr als zwei Stunden verbringt der deutsche Handyfisch jeden Tag mit seinem Gerät. 41 Prozent schauen schon in den ersten 15 Minuten nach dem Aufschwimmen aufs Handy. Das Smartphone ist aus dem Leben vieler Fische nicht mehr wegzudenken. Nachrichten schicken, telefonieren, Musik hören, navigieren und sich orientieren, sich informieren, Fotos machen. Myfisch und andere Apps leisten hier Pionierarbeit. Der Handyfisch spielt dabei aktuell den It-Fisch unter Seinesgleichen. Er fährt sogar manchmal einhändig Fahrrad durch Föhrs Dörfer und filmt dabei, wozu auch immer, komplette Friesenhäuserzeilen ab. Bei manchen sind die sogenannten Essentials wie Pock-Sockets und Premium Handy Ketten fürs iPhone auffallender als das Telefon an sich. Nach der wilden Fahrt heißt es dann seine Frisur mit der Schmink App auffällig zu korrigieren, um noch schnell ein Selfie verschicken zu können. Wenn´s schön macht! Ich muss gerade an den Seeteufel mit seinem riesigen Maul und seinen kurzen Schwanz denken. Aber Vorsicht vor den Nematoden und Anisakiswürmern!
Der DomRep – er gehört zur Gattung der all inclusive Fische – viel für wenig. Er dümpelt gerne tätowiert und mit künstlichen Flossennägeln an den schönsten Stränden seiner ausgesuchten Balzregion herum und paart sich gerne mit Pauschalfischerinnen. Seinen Laich und seinen Restmüll hinterlässt er gerne an den schönen Stränden von Wyk, Nieblum und Utersum, wo das warme Wasser der Nordsee und laue Lüftchen sein Leben unter Wasser zu einem Spiel der Wellen werden lassen kann. Abschnitte von ihm eignen sich gut für ein überwürztes Fisch-Curry.
Der Teller Sülzer (Sein Dauerspruch ist: „Sülz mir nicht auf den Teller“) Hält sich gerne in geleeartiger Umgebung auf. Er ist meistens sauer und nur mit viel Gewürz, wie Senfsaat, Fenchel und Dillsamen sowie weißem Pfeffer zufrieden. Er gehört zur Gattung der gemeinen Schleimer. Sauerfleisch ist übrigens etwas anderes.
Der Platz-Hirsch (PH) – nicht zu verwechseln mit dem edlen Dam-Hirsch. Der PH ist der Verwandte des Mallorca-Schlingers oder des Blenders. Tritt oft in Kolonnen auf und versucht sehr früh sein Terrain durch Handtücher abzustecken, während er mit Aperol, Zigarette und Bild-Zeitung seinen Claim aus der Ferne beobachtet. Wehe, wenn sich ein anderer PH der Brutstätte nähert, dann macht das PH-Weibchen mit wuchtig schleimigen Flossenschlägen auf seine Anwesenheit aufmerksam. Wenig Substanz, faserig und geschmacklos. Hier und da wurde eine solche Unterart auch schon auf der neuen Mittelbrücke in Wyk gesehen. Sinnvolle Hilfe ist hier eigentlich nur das Schubsen in sein eigentliches Habitat. Und das heißt Nordsee. Da soll er kulinarisch auch bleiben.
Hier geht es bald mit neuen Fischbeobachtungen weiter!
Seit einiger Zeit halten sich auch politische Größen auf der Insel auf, in der Hoffnung, dem Trubel von Sylt zu entgehen. Ich entdecke sie aber immer wieder trotz tiefgezogener Basecaps.
„Jeder ist ein Genie! Aber wenn Du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist.” So oder ähnlich könnte die inhaltliche Definition meiner Arbeit sein. Oder genauer formuliert: „Weder Fisch noch Fleisch, sondern Kunst!“ Deshalb lasst uns alle mal im Trüben fischen und feststellen, dass der leckerste Fisch immer noch der „Aufgeblasene Tourist“ ist und dass “Fische, die bellen, nicht beißen!”, oder?
Und immer schön darauf achten: Wer zu viel Nordseewasser trinkt, bekommt eine Fischleber!
Bis zur nächsten Fischbeobachtung!
Andreas Petzold
FISCHBEOBACHTUNGSSTATION FÖHR
Strandstrasse 1000
25938 Nieblum/Föhr